Der Übersetzungsmarkt wird mit grosser Freude die Ankündigung von Amazon gelesen haben, dass der Gigant verstärkt in den Übersetzungsmarkt investieren möchte. In den kommenden 5 Jahren soll das Projekt Amazon Crossing, das zuletzt 77 Titel aus 15 Ländern und in 12 Sprachen übersetzte, 10 Millionen US Dollar investieren, um so mehr Bücher in den englischsprachigen Markt zu pushen. Die 10 Millionen US Dollar, also 2 Millionen Dollar im Jahr, sollen dazu genutzt werden, Lizenzrechte an Büchern für den Übersetzungsmarkt zu erwerben. Auch die neue Webseite, die Amazon Crossing losgetreten hat, soll dazu dienen, dass Amazon User, Autoren, Verleger oder Agenten von Autoren Titel von Büchern vorschlagen können, die es ins Englische zu übersetzen lohnt.
Amazon erkennt den Stellenwert der Übersetzung
Ja, Amazon verkauft seit 2010 nicht nur Bücher, sondern sie werden auch verlegt und für den englischen Sprachraum übersetzt. Und was durch den Internet Giganten übersetzt wird, das entscheiden die Leser. Es ist ja nicht neu, dass Amazon nicht mehr nur der reine Buchhändler ist, als der er einst antrat, das Netz zu erobern. DVD Verkauf, teures Schreibgerät, CD, Kosmetikartikel, Gartengeräte bis hin zum Aufsitzrasenmäher, all dies gehört längst zum festen Portfolio des Unternehmens. Da war es ein mehr als logischer Schritt, dass der ehemalige Bücherriese zum Verleger und Übersetzer wird.
Rezensionen werden zum Entscheidungsfaktor
Amazon Crossing ist der Arm von Amazon, der das Bücher-Business aufrollen soll und wohl auch wird. Verluste zu fahren liegt eigentlich nicht im Interesse des Big Players des Internets. Welche Bücher von Amazon eine Übersetzung für den englischen Sprachraum erfahren, wird dabei massgeblich von den Lesern selbst entschieden. Der Gigant bedient sich ganz gezielt der Rezensionen, welche die Käufer und Leser der via Amazon angebotenen Bücher verfasst haben. Zusätzlich besteht die Option, dass sich auch Autoren, Verlage oder Agenten selbst promoten oder bewerben und das über die Amazon Crossing Page direkt. Hat man das Glück, dass ein Buch so ausgewählt wird, bietet es Amazon als Paperback oder als digitale Version via Kindle Shop an. Bleibt es bei einem Vertrieb via Amazon? Nein, denn die übersetzten Bücher finden sich selbstverständlich auch im freien Handel der Buchläden des jeweiligen Landes wieder. Berührungsängste mit anderen Verlagen bestehen dem Vernehmen nach nicht, denn sie sehen Amazon Crossing als ganz normalen Verlag an. Im Gegenteil, die meisten Verlage sind froh und dankbar, dass sich Amazon der Aufgabe widmet, internationale Literatur ins Englische zu übersetzen, damit so Autoren aus anderen Ländern – ebenso aus Deutschland, der Schweiz und Österreich – eine reelle Chance auf dem englischen Markt erhalten.